"Da war ein Wirbel raus"... "unser Chiropraktiker hat dann erstmal die Schulter wieder eingerenkt"... "neulich hatte mein Pony das Becken ausgerenkt"... kennst du solche Aussagen? Hast du sie eventuell sogar selbst schon so oder so ähnlich gemacht? Keine Angst, wenn du jetzt nickst, sehe ich es ja nicht und es muss dir auch nicht peinlich sein, es reden ja ganz viele so... und genau deswegen muss ich diesen Post machen, weil ich jedes Mal Verrenkungen in der Magengegend habe, wenn jemand von Einrenken und von rausgesprungenen Wirbeln spricht. Bei Laien ist es verzeihlich, aber auch die kommen ja irgendwie auf die Formulierung. Also hat mal irgendeiner, der kompetent war oder hätte sein sollen, etwas in der Art gesagt und zack... die Reiterwelt redet von rausgesprungenen Wirbeln und verrenkten Schultern und jeder sucht einen, der besonders gut einrenken kann. Gut eingerenkt ist laut gekracht oder doch jedenfalls deutlich geknackt, sonst ist das alles nichts... *Ironie off*
Lass es mich mal so formulieren: Wenn bei einem Lebewesen ein Wirbel rausgesprungen ist, dann hat es ganz andere Probleme als ein bisschen Unwohlsein und als Pferd eben beispielsweise ein Anspringen im Kreuzgalopp oder Schwierigkeiten in der Biegung. Und wenn da wirklich ein Wirbel "raus" ist, dann ist kein Osteopath auf dieser Welt der richtige Ansprechpartner für das Problem. Der Tierarzt hat probate Mittel, um dem Leiden ein für alle Mal ein Ende zu bereiten und das sollte er dann auch tun.
Wenn es sich hingegen um Blockaden oder Blockierungen handelt, dann kann dem Pferd in der Regel sehr gut geholfen werden und dann sind wir Osteopathen, Physiotherapeuten, der Chiropraktiker oder sonstige Therapeuten auch durchaus die richtige Wahl. Die wenigsten Tierärzte haben nämlich Zusatzausbildungen im Hinblick auf manuelle Therapiemethoden wie Osteopathie oder ähnliches. So kommt es auch, dass ich persönlich der Meinung bin, dass wir "alternativen" Therapeuten und die schulmedizinisch ausgebildeten Tiermediziner sich nicht in die Quere kommen, sondern - ganz im Gegenteil - aufeinander abgestimmt und Hand in Hand arbeiten können, sollen, dürfen und müssen. Denn ich habe nicht die Lösung für jedes Problem. Ein Tierarzt hat sie aber auch nicht ;-)
Und zum Thema "es muss ordentlich krachen": Natürlich kennen wir alle (also auch ich) das erleichternde Gefühl, wenn es irgendwo klemmt und nachdem es mal "geknackt hat" fühlt man sich gleich wieder freier und besser beweglich. Es KANN also durchaus im Rahmen einer osteopathischen Behandlung zu einem hörbaren Knacken oder Krachen kommen. Das MUSS es aber KEINESWEGS, im Gegenteil: häufig lassen sich Blockaden ganz sanft und geräuschlos lösen. Woher man dann weiss, dass sich etwas gelöst hat? Gerade Pferde reagieren in der Regel sehr deutlich: Sie schütteln sich, sie schnauben ab, sie gähnen (einen separaten Beitrag zum Thema Gähnen findest du hier), sie strecken sich, atmen plötzlich deutlich entspannter, das Auge verändert sich, oderoderoder... die Reaktionen sind vielfältig, aber in der Regel eben deutlich und wer sein Pferd kennt, bemerkt auch die jeweilige Veränderung.
Ich stelle oft fest, dass es gerade Besitzern, die "mit beiden Beinen fest auf dem Boden der Tatsachen" stehen und selbst noch nicht so viel Erfahrung mit alternativen/energetischen Heilmethoden haben und/oder diesen sehr skeptisch gegenüber stehen, schwer fällt, sich auf die wenig spektakulär anmutenden Methoden einzulassen. Das kann ich übrigens erstmal gut verstehen. Ich neige auch dazu, nur zu glauben, was ich (be)greifen kann, aber ich durfte inzwischen auch erfahren, dass es offenbar zwischen Himmel und Erde Dinge gibt, die man eben nicht (be)greifen kann - und inzwischen stelle ich mir auch nicht mehr jedes Mal die Frage "Wieso genau funktioniert das?", sondern freue ich mich über ko(s)mische Zusammenhänge, die ggf. auch mal nicht gleich zu verstehen sind. Ich spreche mir deshalb übrigens nicht ab, mit beiden Beinen im Leben und fest auf dem Boden der Tatsachen zu stehen und ich finde auch, es widerspricht sich nicht, rational denken und evidenzbasiert argumentieren zu können und dennoch offen für Dinge zu sein, die einer ganz anderen Logik folgen als sie uns (bisher) bekannt ist.
Viele der Methoden, die ich anwende sind unspektakulär und sehen nach "nix" aus - das ruft natürlich Zweifler auf den Plan und eben... ich verstehe diejenigen gut. Zum Thema "ich mach ja nichts" habe ich im letzten Jahr einen Beitrag über meinen Versuch an einem Freund geschrieben - der sieht das Thema seitdem zwar immernoch nicht völlig unkritisch (und das sollte auch niemand tun) aber er durfte am eigenen Leib spüren, dass auch rein energetische Methoden etwas mit dem Körper tun, sogar dann, wenn der Körper selbst eigentlich nicht mehr tut, was er soll. Hinlänglich bekannt ist ja inzwischen, dass allein eine Berührung bereits eine Ausschüttung von Endorphinen verursacht, zu Wärmeentwicklung führt, etc. Es ist also eigentlich kein sehr grosser Schritt, weitere Auswirkungen von sehr sanften Berührungen für möglich zu halten.
Dass Besitzer zumindest die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass die Therapie helfen könnte, ist übrigens für den Behandlungserfolg am Pferd mit massgeblich. Klingt lustig? Ich habe es (leider) schon erleben dürfen, dass extrem skeptische Besitzer quasi ihr Pferd "angesteckt" haben. Klingt noch lustiger? Jeder - behaupte ich jetzt mal - kennt die Situation, dass ein Pferd nervös wird, weil der Reiter ängstlich ist oder dass ein ängstliches Pferd mit einem sicheren und souveränen Reiter plötzlich auch schwierige Situationen gut meistert. Und die meisten nicken auch noch zu "Pferde spüren Menschen viel besser als Menschen untereinander". Wenn ich jetzt also behaupte, dass ein Pferd die Stimmung seines Besitzers aufnimmt und dann eben auch (nicht) bereit ist, sich auf gewisse Dinge einzulassen (und dazu gehört eben ggf. auch eine Behandlung durch einen Therapeuten), klingt es dann immernoch komisch?
Sind wir mal ehrlich: Als betriebswirtschaftlich denkende Person komme ich natürlich gerne zu einem Termin und behandele ein Pferd. Ich bekomme ja pro Termin Geld. Viele Termine machen also viel Geld. Als Therapeutin habe ich aber vorrangig das Ziel, dem Pferd tatsächlich zu helfen oder ihm wenigstens etwas Linderung verschaffen zu können. Natürlich ist mir bewusst, dass - wie bereits weiter oben mal erwähnt - ich nicht für jedes Problem auch die (einzig richtige) Lösung parat habe. Und mir ist bewusst, dass ich nicht für jedes Pferd-Mensch-Paar auch die richtige Therapeutin bin, als Grundvoraussetzung sollte die Chemie schon halbwegs stimmen.
Bisher hatte ich das grosse Glück, dass die allermeisten Pferde, die den Weg zu mir fanden (oder richtiger, deren Besitzer mich gerufen haben), zu Menschen gehörten, die sich auf mich eingelassen haben, die offen dafür waren, sich auf Methoden einzulassen, die sie vielleicht selbst nicht (be)greifen konnten, die die Reaktionen ihrer Pferde aufmerksam verfolgten und bei denen es "klick" machte, ohne dass es hätte laut krachen müssen - um nochmals auf den Einstieg in den Beitrag zurückzukommen. Hierfür bin ich sehr dankbar. Bei all meinen Kunden, ihren Pferden und auch bei denen, die den Weg zu mir in Zukunft noch finden, bedanke ich mich herzlich für ihr Vertrauen 💜
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