Wieder mal eine Überschrift, die völlig daneben klingt? Warte ab und lies zu :-) Faszien sind ja inzwischen in aller Munde. Man könnte meinen, es ist modern geworden, Faszien-Probleme als Ursache (fast) allen Übels zu benennen, aber was hat es damit eigentlich auf sich? Ist da was dran?
Was sind denn überhaupt Faszien?
Abgeleitet von lateinisch «fascia» (Binde, Band, Bandage), kennt man die Faszien zunächst mal schon seit Langem unter dem Begriff "Bindegewebe". Bindegewebe (oder eben Faszien) findet sich überall im Körper, in der Haut, aber auch in den Knorpeln, den Knochen, den Gelenken, den Sehnen, den Muskeln und den Organen, einschliesslich des Gehirns und des Rückenmarks.
In den Faszien werden z. B. Elastin und Kollagenfasern hergestellt. Kollagen ist eine besondere Eiweissform und Kollagenfasern können sich zu Strängen vernetzen, die die Zugfestigkeit von Stahlseilen erlangen. Elastin wiederum macht das Fasziengewebe sehr dehnbar (etwa bis auf das Doppelte ihrer eigentlichen Länge).
Faszien bilden ein netzartiges Gewebe und liegen zwischen (und umschliessen) Muskeln, Organe und sonstige Strukturen. Sie sorgen einerseits für ein reibungsloses Gleiten sowie andererseits dafür, dass alles an seinem Platz bleibt. Am Beispiel eines Muskels erklärt, bedeutet dies, dass nicht nur der Muskel als Ganzes in ein fasziales Netz verpackt ist, sondern jeder einzelne Muskelstrang und jede einzelne Muskelzelle. Ohne Faszien hätte der Muskel weder seine Form noch die Fähigkeit, sich zu dehnen, noch bliebe er an seinem Platz im Körper.
Je geschmeidiger und elastischer die Faszien sind, desto beweglicher und leistungsfähiger ist der Körper. Die eigene körperliche Wahrnehmung steht und fällt ebenfalls mit den Faszien und auch die Wahrnehmung von Schmerzen muss im Zusammenhang mit Faszien gesehen werden. Durch zahlreiche Rezeptoren und Nervenenden können Faszien im weiteren Sinne zu den Sinnesorganen gezählt werden.
Und jetzt kommen wir zur Auflösung der Überschrift: Was haben nun Faszien mit einem gedeckten Tisch zu tun?
Die moderne Faszienforschung ist zu der Erkenntnis gekommen, dass alle Faszien im Körper zusammenhängen. Sie bilden ein feinmaschiges Netz, welches alle Muskeln, Knochen, Organe usw. umhüllt und durchdringt und Informationen kreuz und quer durch den ganzen Körper sendet. Bei einem faszialen Problem an einem Körperende kann man sich das so vorstellen, als ob man eine wunderbar eingedeckte Tafel vor sich hat. Zieht man nun langsam an einer Ecke des Tischtuchs - was passiert dann auf dem Tisch, je stärker man zieht? Genau: Jeder Teller, jedes Glas, das Besteck, die Blumenvase und die Kerzenständer fangen an, sich zu bewegen, bis die Spannung auch am letzten gegenüberliegenden Ende des Tischtuches angekommen ist.
Was bedeutet das nun auf das Pferd übertragen?
Haben wir ein fasziales Problem an der Hinterhand (z. B. eine Verhärtung der Kruppenmuskulatur), kann sich dies langsam aber sicher mit einer sich fortsetzenden Ursachen-Folge-Kette quer durch den ganzen Pferdekörper ziehen, bis letztlich die Probleme beispielsweise im Genick oder am Kiefergelenk auftauchen. Unterwegs entsteht Zug auf die verschiedensten Muskeln, Knochen und Organe, so dass hier unter Umständen ein sehr komplexes Störungsbild entsteht.
Viele Pferde versuchen übrigens sich solcher Verspannungen selbst beispielsweise durch ausgiebiges Gähnen und damit Dehnen zu entledigen oder sie strecken Ihre Hinterhand selbständig weit nach hinten. Je nachdem, wie fest die ursprünglich problemverursachenden Verklebungen sind, sind natürlich auch die Ergebnisse dieser Selbst-Therapie des Pferdes mal mehr und mal weniger erfolgreich.
Im Rahmen meiner Behandlung gehe ich selbstverständlich auch auf fasziale Probleme deines Pferdes ein und gebe dir nützliche Tips an die Hand, wie du dein Pferd hier unterstützen kannst. Du hast Fragen oder wünschst einen Termin? Jetzt Kontakt aufnehmen!